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95.000-Euro-Knöllchen Die spinnen, die Finnen

Noch vor wenigen Tagen ächzten die Deutschen unter dem Blitz-Marathon. Aber der war nichts gegen die Bußgeld-Regeln in Finnland. Dort zahlte ein Industrieller jetzt 95.000 Euro, weil er 27 km/h zu schnell fuhr.
Geschwindigkeitsmessgerät: Finnland hat extrem hohe Bußgelder

Geschwindigkeitsmessgerät: Finnland hat extrem hohe Bußgelder

Foto: Patrick Seeger/ picture alliance / dpa

Hamburg - Zack, da war es passiert. Ein Blitz, ein Foto - und kurz darauf war das Konto von Anders Wiklöf um 95.000 Euro leerer. "Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich zu schnell gewesen sein soll", sagte der finnische Industrielle nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" . Wiklöf war mit seinem Auto in eine Radarfalle gerast. Anstelle der in der Ortschaft erlaubten Tempo 50 fuhr er mit seinem Wagen 77 km/h.

Was in Deutschland mit 100 Euro Bußgeld, 23,50 Euro Bearbeitungsgebühr und drei Punkten in Flensburg geahndet wird, kann in Finnland deutlich teurer zu stehen kommen. Dort richtet sich das Bußgeld für Verkehrsvergehen nämlich nach dem persönlichen Einkommen. Wiklöf ist einer der reichsten Finnen, entsprechend heftig war seine Strafe.

Debatte über "Zusatzsteuer für Reiche"

Diese Praxis hat in der Vergangenheit immer wieder zu Horror-Knöllchen geführt. So musste Formel-1-Rennfahrer Kimi Räikkönen vor acht Jahren 30.000 Euro Strafe zahlen, weil er bei einer Polizeikontrolle keine Papiere für seinen Bootsanhänger vorweisen konnte. Außerdem fehlten ihm die zusätzlichen Außenspiegel für das Fahrzeuggespann.

Wiklöfs Fall hat in Finnland zu heftigen Diskussion geführt. Gegner der Luxus-Knöllchen sehen in den einkommensabhängigen Bußgeldern "eine Art Zusatzsteuer für Reiche", sagte Matti Tolvanen, Professor für Kriminalrecht, der finnischen Boulevardzeitung "Ilta-Sanomat". Außerhalb von Finnland verstehe das niemand. Wiklöf selbst ärgerte sich ebenfalls über die Staatsgier. Dem Lokalblatt "Ålandstidning" sagte der Unternehmer, er hätte die 95.000 Euro lieber einem Krankenhaus oder Kindergarten gespendet.

mhu