Dreist: AfD fälscht Abendzeitungs-Überschrift

Die AfD Nürnberg hat eine Überschrift der AZ dreist manipuliert. Es geht um einen versuchten Brandanschlag in einem Münchner Asylbewerberheim.
| Timo Lokoschat
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So dreist fälschte die AfD Nürnberg unsere Artikel-Überschrift.
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München - Die AfD wirft ihren politischen Gegnern gerne "Manipulation" vor. Jetzt hat sich die Partei selber beim Fälschen erwischen lassen. Der Nürnberger Kreisverband versah einen Artikel der Abendzeitung bei Facebook dreist mit einer anderen Überschrift.

Im Original-Artikel der Abendzeitung heißt es: "Jugendliche wollten Flüchtlingsheim in Brand stecken."

Die AfD machte daraus: "Polizei erwischt Linksextreme bei Brandstiftung in Asylbewerberheim!"

Die Partei nutzte eine Funktion bei Facebook, mit der die Überschriften von geposteten Links verändert werden können.

Bis Dienstagmorgen wurde der Post fast 1.000 Mal geteilt.

Im Kommentarbereich machen zahlreiche User die AfD auf die Manipulation aufmerksam: "Wie peinlich seid ihr denn? Überschriften manipulieren, damit sie besser zu eurem Weltbild passen, aber sonst auf die 'Lügenpresse' schimpfen? Erbärmlich", schreibt zum Beispiel Daniel Möltner.

Chris Waigl kommentiert: "Dass hier der Sinn und die Überschrift des Orginalartikels verfälscht wiedergegeben wird, ist der AfD Nürnberg klar? Das ist in höchstem Maße unstatthaft - warum wird hier gefärbt und gefälscht?"

Tobias Mülder fordert von der Partei: "Hört auf mit dieser Stümperei! Habt ihr gerade erst das Internet entdeckt oder wie kommt man auf die Idee, man könne ohne Folgen und kritiklos die Überschrift abändern? Es ist nicht eure Aufgabe, die Menschen zu belügen."

Und Roman Schneider bringt es auf den Punkt: "Lügenpresse selbstgemacht."

Lesen Sie auch: AZ-Kommentar - Lügenpresse? Selber!

Die AfD erklärt ihre Manipulation auf äußerst eigentümliche Weise: "Wir finden es sehr bedauerlich, dass Medien meist keine Aufklärungsarbeit betreiben, sondern verschleiern, wie auch in diesem Artikel."

Verschleiern? Wie ein Polizeisprecher am Dienstag sagte, gibt es bei den Jugendlichen, die den Anschlag auf der Asylunterkunft verüben wollten, bisher weder Hinweise auf einen rechten noch auf einen linksextremistischen Hintergrund. Im Gegenteil: Die Täter sollen aus aus der Mitte, dem "bürgerlichen Milieu", stammen. Der von der AfD Nürnberg in der manipulierten Überschrift verwendete Begriff "linksextrem" tauchte im Artikel nicht auf.

Der Fall schlägt am Dienstag bundesweit Wellen. Zahlreiche Onlineportale und Zeitungen berichten über die peinliche Aktion der AfD – vom „Berliner Kurier“ bis zu den „Stuttgarter Nachrichten“, vom „Tagesspiegel“ bis zur „Welt“, vom „Stern“ bis zu „n-tv“

Die Abendzeitung hat ihre Anwaltskanzlei mit dem Fall beauftragt. Beiten Burkhardt prüft eine Urheberrechtsverletzung und eine Verletzung des Unternehmenspersönlichkeitsrechts. Letzteres deshalb, weil die AfD den Namen und den Ruf der Abendzeitung als kritisch-liberales Blatt für ihre politischen Zwecke instrumentalisiert.

Vorsitzender der Nürnberger AfD ist Martin Sichert. Der frühere Parteichef Bernd Lucke hatte 2014 versucht, den Hardliner, der mit problematischen Äußerungen zum Zweiten Weltkrieg aufgefallen war, aus der Partei auszuschließen – ohne Erfolg.

Nicht nur in diesem Fall scheiterte Lucke mit seinen Versuchen, die AfD nicht weiter ins rechte Spektrum abdriften zu lassen. Er verlor im Juli 2015 den Machtkampf gegen die heutige Parteichefin Frauke Petry.

Pegida manipulierte beim Spiegel

Es ist nicht das erste Mal, dass Rechtspopulisten und Rechte die Überschriften von Medien manipulieren: Im August 2015 veränderte beispielsweise Pegida eine Zeile von „Spiegel Online“.

Aus „Flüchtlinge in Mazedonien: Panik vor dem Zaun“ wurde: „Asylbetrüger besteigen Eurocity aus Mazedonien Richtung Germany“.

Besonders dreist: Pegida kommentierte die Überschrift mit folgenden Worten: „So, Freunde, WAS fällt euch auf? Richtig, der SPIEGEL benutzt das Wort Asylbetrüger. Mal sehen, wie lange es dauert, bis die Überschrift geändert wird.“

„In der Logik der Fremdenfeinde von Pegida bedeutet das, dass Spiegel Online versehentlich kurzzeitig die Wahrheit gesagt hat. Ein Volontär hätte vermutlich vergessen, den internen Arbeitstitel vor dem Veröffentlichen zu ändern“, schreibt Medienjournalist Stefan Niggemeier damals über den Fall.

Pegida löschte den betreffenden Post nach einigen Stunden, beharrte aber darauf, nichts gefälscht zu haben. „Entsprechendes kann an Eides statt versichert werden.“

 

"Bislang waren die Jugendlichen nicht durch Straftaten aufgefallen. Sie sollen keinen rechtsradikalen Hintergrund haben – im Gegenteil."

Posted by AfD Nürnberg on  Montag, 7. März 2016
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