Facebook will Rachepornos bekämpfen – mit Nacktbildern

Facebook will seine Mitglieder besser vor Rachepornos schützen. Doch dazu müssen die Nutzer ihre intimen Fotos an das Unternehmen schicken. Diese ungewöhnliche Maßnahme wird nun in Australien getestet.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 159 Kommentare lesen
Facebook

(Bild: dpa, Noah Berger/AP/dpa)

Lesezeit: 3 Min.

Immer wieder landen intime Fotos im Netz, die gegen den Willen der abgebildeten Personen veröffentlicht wurden. Das passiert beispielsweise aus Rache nach einer schmerzhaften Trennung – dann tauchen die Nacktfotos der Ex-Partnerin bei Facebook auf, um sie zu demütigen.

Gegen diese "Rachepornos" (Revenge Porn) will Facebook auf ungewöhnliche Weise vorgehen: Nutzer, die eine Veröffentlichung von intimen Fotos befürchten, können die Bilder präventiv via Messenger an das soziale Netzwerk schicken. Aus den Bilddateien erzeugt Facebook dann einen digitalen Fingerabdruck in Form eines einmaligen Hashwerts. Der erleichtert es dem System, das Bild zu sperren, wenn es später bei Facebook und Instagram hochgeladen oder im Messenger verschickt wird.

Facebook testet die Technik derzeit in Australien und arbeitet dort mit der staatlichen Behörde eSafety zusammen. In dem Pilotversuch füllen die Betroffenen zunächst ein Online-Formular auf der eSafety-Website aus, beschreiben dort ihre Situation und senden anschließend die Bilder via Messenger an sich selbst, erklärt der australische Rundfunk ABC.

eSafety informiert dann Facebook, wo ein "Community Operations Analyst" aus den Bilddateien die einmaligen Hashwerte erzeugt. Die Fotos sollen nur eine kurze Zeit bei Facebook gespeichert sein, versicherte das Unternehmen laut The Guardian. Gegenüber ABC betonte auch die Regierungsbeauftragte Julie Inman Gran, dass Facebook die eingeschickten Bilder nicht dauerhaft speichere.

Laut eSafety ist jede fünfte australische Frau im Alter von 18 bis 45 Jahren bereits Opfer von Rache-Pornos geworden. In den USA betrifft das rund 4 Prozent aller Internet-Nutzer, berichtet das Data & Society Research Institute. Bei Frauen unter 30 Jahren sind es sogar 10 Prozent.

Entwickelt wurde die PhotoDNA genannte Technik bereits 2009 von Microsoft, um die Verbreitung von Kinderpornografie im Netz einzudämmen. Heute setzen Facebook, Bing, Google und Twitter die Technik samt einer Datenbank mit digitalen Signaturen ein, um illegale Bilder von ihren Plattformen zu entfernen.

Den Hashwert-Abgleich jetzt zusätzlich gegen Rachepornos einzusetzen, sei eine "fantastische Idee", sagte Hany Farid dem Guardian. Der Informatikprofessor war bei der Entwicklung von PhotoDNA beteiligt. Er hofft, dass weitere Plattformen die Software künftig einsetzen werden, um die ungewollte Ausbreitung von intimen Privatfotos zu vereiteln. Ein Facebook-Sprecher sagte, dass das Unternehmen weitere Partner und Länder suche, die sich am Pilotprojekt beteiligen wollen.

Facebook hatte schon im April angekündigt, Opfer von Rachepornos besser zu schützen. Bilder, die betroffene Nutzer gemeldet haben, erfasst seitdem ein System, um eine Weiterverbreitung zu stoppen. Auch hier erstellt die Bilderkennungssoftware einen digitalen Fingerabdruck, der mit hochgeladenen Bildern abgeglichen wird.

Korrektur: In der ursprünglichen Meldung stand, dass die Übertragung mit dem Messenger Ende-zu-Ende-verschlüsselt sei. Das ist jedoch nur der Fall bei "geheimen Unterhaltungen", die der Nutzer manuell starten muss. Die Nutzer, die im Rahmen des Pilotversuchs ihre Fotos via Messenger verschicken, können die Verschlüsselung wohl nicht einsetzen, damit Facebook auf die Bilddateien zugreifen kann. (dbe)