Politik

G20-Treffen vorzeitig verlassen Baerbock hält Lawrow Gesprächsverweigerung vor

Hatte er Angst vor Baerbocks Replik? Der russische Außenminister Lawrow verlässt vorzeitig das G20-Treffen auf Bali - und hört nicht mehr die scharfe Kritik seiner deutschen Amtskollegin. Diese geißelt den "brutalen Angriffskrieg" und hält Moskau vor, "keinen Millimeter an Gesprächsbereitschaft" zu haben.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat dem russischen Außenminister Sergej Lawrow nach dessen Verlassen des G20-Treffens auf Bali vorgeworfen, nicht an einem Dialog interessiert zu sein. "Dass der russische Außenminister einen großen Teil der Verhandlungen hier nicht im Raum, sondern außerhalb des Raumes verbracht hat, unterstreicht, dass es keinen Millimeter an Gesprächsbereitschaft der russischen Regierung derzeit gibt", sagte die Grünen-Politikerin auf der indonesischen Insel.

Baerbock betonte, gerade bei der wichtigen Frage, wie die weltweite Ernährungskrise bewältigt werden könne, sei Lawrow nicht anwesend gewesen. "Daher gilt umso mehr, dass wir als führende Industriestaaten der G7 jetzt gemeinsam die Staaten des globalen Südens unterstützen, dass wir dafür sorgen, dass die Menschen, die ohnehin schon leiden, nicht in eine viel, viel tiefere Hungersnot hineinrutschen."

Die allermeisten Vertreter bei dem Treffen hätten "den brutalen Angriffskrieg Russlands" als größte aktuelle Gefahr verurteilt, sagte Baerbock und weiter: "Der Appell aller 19 Staaten war sehr deutlich an Russland: Dieser Krieg muss ein Ende haben."

Baerbock betont einmal mehr: "Dieser Krieg muss ein Ende haben."

Baerbock betont einmal mehr: "Dieser Krieg muss ein Ende haben."

(Foto: REUTERS)

Lawrow hatte den Saal im Luxushotel "Mulia" gleich nach seiner Rede verlassen und sich die Wortmeldungen seiner Kritiker gar nicht mehr angehört. Anschließend warf er dem Westen vor, den Übergang zu einer friedlichen Lösung des Konflikts in der Ukraine zu verhindern. Wenn die EU und die USA einen Sieg der Ukraine auf dem Schlachtfeld anstrebten, "dann haben wir wahrscheinlich mit dem Westen nichts zu besprechen", sagte er.

Kommt Putin im November zum G20-Gipfel?

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Anders als beim Treffen der G20-Finanzminister im April in Washington wollten die Mitglieder der G7-Gruppe führender demokratischer Wirtschaftsmächte diesmal nicht den Konferenzsaal verlassen. Russland dürfe nicht die Bühne überlassen werden, erklärte Baerbock vor dem Treffen. In der US-Hauptstadt hatten die Finanzministerinnen der USA und Kanadas, Janet Yellen und Chrystia Freeland, den Raum verlassen, als der russische Ressortchef Anton Siluanow das Wort ergriff.

Was die vorzeitige Abreise Lawrows für den G20-Gipfel am 15. und 16. November bedeutet, ist noch unklar. Die Anwesenheit des russischen Außenministers auf Bali galt als Probelauf für eine mögliche Teilnahme von Kremlchef Wladimir Putin am Gipfel der Staats- und Regierungschefs ebenfalls auf Bali. Eine persönliche Teilnahme Putins am Gipfel ist auch noch nach Lawrows schneller Abreise möglich. In Moskau gingen Kommentatoren davon aus, dass Putin die Reise antreten werde, wenn er sich im November angesichts des Kriegsgeschehens weiter politisch gestärkt sehe im Vergleich zu US-Präsident Joe Biden.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa

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